Generative KI als Chance für HR: IBM-Studie zur Transformation der Personalarbeit

von | Jul 4, 2024 | KI in HR, News

Die jüngste Studie des IBM Institute for Business Value (IBV) und Oracle „HR Champions Generative AI“ beleuchtet die transformative Kraft der generativen künstlichen Intelligenz (KI) im Bereich Human Resources (HR). Die Untersuchung zeigt auf, wie Personalabteilungen die Einführung und Nutzung von generativer KI in Unternehmen vorantreiben und dabei gleichzeitig die Unternehmenskultur und Arbeitsweisen nachhaltig verändern können.

Kernerkenntnisse der Studie:

  1. Strategische Bedeutung von generativer KI: Die Studie unterstreicht die immense Bedeutung von generativer KI für Unternehmen. 95% der Befragten sehen generative KI als bahnbrechend für ihr Geschäft an. Bemerkenswerte 75% der CEOs gehen davon aus, dass Wettbewerbsvorteile künftig von der Beherrschung generativer KI abhängen werden. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit für HR-Manager, sich intensiv mit den Möglichkeiten und Herausforderungen dieser Technologie auseinanderzusetzen.
  2. HR als Treiber des Wandels: Die Untersuchung identifiziert die Personalabteilung als idealen Kandidaten, um die unternehmensweite Einführung und Nutzung von generativer KI voranzutreiben. Dies steht im Kontrast zur gegenwärtigen Wahrnehmung: 60% der Führungskräfte betrachten das Personalwesen primär als administrative Funktion. HR hat das Potenzial, die Unternehmenskultur zu beeinflussen und den Wandel zu fördern, indem sie eine Kultur der Innovation und des Experimentierens schafft. Dafür bedarf es auch in der Personalabteilung selbst Schulungsmaßnahmen für die dortigen Mitarbeiter.
  3. Notwendigkeit einer KI-Strategie: Die Studie deckt eine besorgniserregende Lücke auf: 60% der Organisationen verfügen über keinen Rahmen zur Bewertung der Auswirkungen generativer KI auf ihre Belegschaft. Unternehmen, die den Einsatz von generativer KI durch Mitarbeiter formeller steuern, erzielen laut Studie 46% höhere Renditen aus ihren Investitionen in die Mitarbeitererfahrung.
  4. Massive Umschulungsanforderungen: Die IBM-Forscher prognostizieren, dass 40% der globalen Arbeitskräfte in den nächsten drei Jahren aufgrund der Implementierung von KI und Automatisierung umgeschult werden müssen. Dies entspricht 1,4 Milliarden Menschen der weltweiten Erwerbsbevölkerung. HR-Manager sollten daher umfassende Programme zur Weiterbildung und Umschulung entwickeln, die sowohl technische als auch soziale Kompetenzen fördern.
  5. Veränderung der Arbeitsrollen: 87% der befragten globalen Führungskräfte erwarten, dass Arbeitsrollen durch generative KI ergänzt werden. Mehr als 60% gehen davon aus, dass generative KI die Art und Weise, wie ihre Organisation Erfahrungen gestaltet, grundlegend verändern wird.

Empfehlungen für HR-Manager:

Die Studie präsentiert zehn zentrale Handlungsempfehlungen für HR-Abteilungen:

  1. Organisationsweite Kommunikation: Human Ressources sollte offen über die Chancen und Herausforderungen von generativer KI kommunizieren und einen transparenten Dialog mit allen Mitarbeitern führen. Dies beinhaltet offene Dialoge über die Strategien und Ziele der KI-Implementierung.
  2. Ethische Richtlinien entwickeln: In Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern sollten Leitprinzipien für den ethischen und vertrauenswürdigen Einsatz von KI erarbeitet werden. Transparenz und Vertrauen sind entscheidend, um die Akzeptanz der Technologie bei den Mitarbeitern zu fördern.
  3. Konzept der „Augmented Workforce“ einführen: HR sollte die Vision einer Belegschaft fördern, in der menschliche Mitarbeiter durch KI-gestützte digitale Assistenten unterstützt werden.
  4. Neugestaltung von Arbeitsrollen: HR muss eine führende Rolle bei der Neukonzeption von Arbeitsplätzen und Karrierewegen unter Berücksichtigung von KI-Technologien einnehmen.
  5. Umfassende Kompetenzentwicklung: Neben technologischen Fähigkeiten sollten auch zwischenmenschliche Kompetenzen, Anpassungsfähigkeit und Zusammenarbeit gefördert werden. Kontinuierliche Weiterbildungsprogramme sollten angeboten werden, die sowohl technische als auch zwischenmenschliche Fähigkeiten fördern.
  6. Experimentierfreudige Kultur schaffen: Personalabteilungen sollten Experimente und Innovationen im Umgang mit KI durch Anreizsysteme und eine fehlertolerante Kultur fördern. Dies kann durch Wettbewerbe, Zertifizierungsprogramme und Anerkennung von Erfolgen erfolgen.
  7. Talentakquise neu denken: Beim Recruiting sollten verstärkt Fähigkeiten statt formaler Abschlüsse in den Vordergrund rücken, um kreative und lernbereite Mitarbeiter zu gewinnen.
  8. Ökosystem-Ansatz verfolgen: HR sollte als zentraler Kurator für benötigte Fähigkeiten fungieren und den sicheren und effektiven Einsatz von generativer KI in der gesamten Organisation fördern.
  9. Führungskräfte als Change Agents einsetzen: Manager sollten ermutigt und geschult werden, als Vorbilder und Botschafter für den KI-getriebenen Wandel zu agieren.
  10. Leistungsbeurteilung anpassen: HR muss Führungskräfte darin schulen, KI-bezogene Fähigkeiten und den verantwortungsvollen Umgang mit KI in Leistungsbeurteilungen zu berücksichtigen.

Technologische Implikationen:

Die Studie betont die Notwendigkeit für HR, technologisch versierter zu werden. Personalabteilungen sollten aktiv Einfluss auf Technologie-Investitionen und Datenstrategien nehmen, um eine nahtlose Integration von KI-Lösungen in bestehende HR-Systeme zu gewährleisten.

  1. Integration verschiedener Systeme: Generative KI kann dabei helfen, Daten und Prozesse verschiedener Systeme zu interpretieren und zu synthetisieren. Dies umfasst typischerweise:
    • HCM-Plattformen (Human Capital Management)
    • Kollaborations- und Produktivitätstools
    • Workflow- und Ticketing-Lösungen
    • Lernplattformen
    • Recruiting-Lösungen
    • Talent Marketplace Systeme
    • Business Intelligence Tools
  2. Verbesserung der Datenqualität: KI kann helfen, Datensilos aufzubrechen und eine einheitliche Sicht auf Talentdaten zu schaffen, was für fundierte Entscheidungen unerlässlich ist.
  3. Personalisierte Mitarbeitererfahrung: Durch KI-gestützte Analysen können maßgeschneiderte Entwicklungspläne, Schulungsempfehlungen und Karrierewege für jeden Mitarbeiter erstellt werden.
  4. Automatisierung von Routineaufgaben: KI kann repetitive Aufgaben übernehmen, wodurch Personaler mehr Zeit für strategische Aktivitäten haben.
  5. Prädiktive Analysen: KI-Modelle können Trends in Bereichen wie Mitarbeiterfluktuation, Engagement und Leistung vorhersagen, was proaktives Handeln ermöglicht.
  6. Verbesserte Entscheidungsunterstützung: KI kann komplexe Datenanalysen durchführen und Empfehlungen für Personalentscheidungen geben, basierend auf einer Vielzahl von Faktoren.
  7. Kontinuierliches Lernen: KI-Systeme können sich durch Feedback und neue Daten kontinuierlich verbessern, was zu immer genaueren und nützlicheren Erkenntnissen führt.

Fallstudien und Beispiele:

Die Studie enthält auch Fallstudien und konkrete Beispiele, wie Unternehmen generative KI erfolgreich implementiert haben. Diese Beispiele zeigen, wie HR-Manager die Technologie nutzen können, um Prozesse zu automatisieren, die Produktivität zu steigern und die Mitarbeiterzufriedenheit zu verbessern.

  1. KI-gesteuerte Chatbots: Ein großes Technologieunternehmen implementierte einen KI-Chatbot, der Routineanfragen bearbeitet und HR-Mitarbeiter entlastet. Der Chatbot konnte 70% der Anfragen automatisch beantworten, was die Reaktionszeit drastisch verkürzte und es den HR-Mitarbeitern ermöglichte, sich auf komplexere Aufgaben zu konzentrieren.
  2. Intelligentes Recruiting: Ein globales Finanzunternehmen setzte KI im Rekrutierungsprozess ein, um Voreingenommenheit zu reduzieren und die Qualität der Einstellungen zu verbessern. Das System analysierte Bewerbungen ohne Berücksichtigung demografischer Informationen und erhöhte die Vielfalt der Neueinstellungen um 35%.
  3. Personalisierte Lernempfehlungen: Ein Pharmaunternehmen implementierte ein KI-gestütztes Lernmanagementsystem, das personalisierte Schulungsempfehlungen basierend auf den individuellen Fähigkeiten, Karrierezielen und Unternehmensanforderungen gibt. Dies führte zu einer Steigerung der Mitarbeiterengagement-Scores um 25%.
  4. Vorhersage der Mitarbeiterfluktuation: Ein Einzelhandelsunternehmen nutzte KI, um Muster zu erkennen, die auf eine mögliche Kündigung von Mitarbeitern hindeuten. Durch frühzeitige Interventionen konnte die Fluktuation um 20% reduziert werden.
  5. KI-gestützte Leistungsbeurteilung: Ein Technologieunternehmen implementierte ein KI-System, das kontinuierliches Feedback und Leistungsdaten analysiert, um objektivere und zeitnahe Leistungsbeurteilungen zu ermöglichen. Dies führte zu einer Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit mit dem Beurteilungsprozess um 40%.
  6. Automatisierte Kompetenzanalyse: Ein Beratungsunternehmen nutzte KI, um die Fähigkeiten seiner Mitarbeiter zu analysieren und optimal auf Projekte zuzuweisen. Dies führte zu einer Steigerung der Projekterfolgszahlen um 30%.
  7. KI-unterstützte Karriereplanung: Ein Telekommunikationsunternehmen implementierte ein KI-System, das Mitarbeitern personalisierte Karriereempfehlungen basierend auf ihren Fähigkeiten, Interessen und den Unternehmensanforderungen gibt. Dies führte zu einer Steigerung der internen Mobilität um 45%.

Diese Fallstudien zeigen, dass der erfolgreiche Einsatz von generativer KI im Personalwesen nicht nur zu Effizienzsteigerungen führt, sondern auch die Mitarbeitererfahrung und -zufriedenheit erheblich verbessern kann. Sie unterstreichen die Bedeutung einer strategischen und durchdachten Implementierung von KI-Technologien im HR-Bereich.

Fazit:

Die IBM-Studie unterstreicht die zentrale Rolle, die Human Ressources bei der erfolgreichen Integration von generativer KI in Unternehmen spielen kann und muss. HR-Manager stehen vor der Herausforderung, eine KI-freundliche Kultur zu schaffen, Führungskräfte zu befähigen und gleichzeitig die Bedeutung menschlicher Qualitäten zu betonen. Die Einführung generativer KI im HR-Bereich bietet enorme Chancen, erfordert jedoch eine strategische Herangehensweise und eine enge Zusammenarbeit zwischen HR und anderen Abteilungen. Der Erfolg dieser Transformation hängt maßgeblich von der Fähigkeit der HR-Abteilungen ab, technologisch versiert, strategisch denkend und menschenzentriert zu agieren.

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